von Thomas Rünker

Neues Meditationszentrum: Mit Bodenhaftung sich selbst und dem Himmel näherkommen

Nach dem Umzug nach Hattingen-Welper kann Team Exercitia nun Meditationen und spirituelle Übungen auch direkt am neuen Standort anbieten. Dafür sorgt vor allem ein neuer Meditationsraum mit 100 Quadratmeter Sisal-Teppich, den man nicht nur aus Gründen der Sauberkeit nur ohne Schuhe betritt.

Meditation und geistliche Übungen im neuen Spirituellen Zentrum des Bistums Essen.

Regelmäßige Veranstaltungen wie „Gebet in Stille“ und „Oasentage“.

Tag der Offenen Tür am 5. Mai mit Schnupperangeboten zur Meditation und Kontemplation.

Nicht so hart wie Fliesen oder Beton, aber auch nicht so weich wie ein Perser-Teppich. Irgendwo dazwischen fühlen sich die ersten Schritte auf dem neuen Sisal-Boden an. Schon im Vorraum lässt dieses Material die eigenen Füße automatisch bewusster wahrnehmen, sobald man die Schuhe ausgezogen und ins Regal gestellt hat. Nein, es gehe nicht nur um Sauberkeit, wenn ab hier nur noch maximal Socken die Fußsohlen bedecken sollen, sagt Klaus Kleffner: „Wenn ich die Schuhe ausziehe, gehe ich ein bisschen anders, bin feinfühliger, berührbarer“, erläutert der Leiter des Team Exercitia. „Ich lege die Schnell-Unterwegs-Mentalität ab“, ergänzt Schwester Beate Harst, „ohne Schuhe kann ich nicht so schnell laufen“. All das steckt wohl dahinter, wenn man in vielen Weltreligionen die Schuhe auszieht. Und dass man auch dort die Schuhe auszieht, wo man sich zuhause fühlt, ist für die Spiritualitäts-Fachleute kein Widerspruch. Seit einigen Tagen reiht sich das neue Spirituelle Zentrum des Bistums Essen in die vielen spirituellen Wohlfühlorte ein, an denen man rund um den Globus barfuß betet. Im ersten Stock des Gemeindeheims von St. Joseph in Hattingen-Welper laden nun frisch gestrichene Wände, eine moderne Beleuchtung, schallisolierte Fenster und 100 Quadratmeter Sisal-Teppich zum Meditieren, Entspannen und Beten ein.

Zweieinhalb Jahre nach dem Umzug aus dem mittlerweile verkauften Kardinal-Hengsbach-Haus in Essen-Werden kann das Team Exercitia damit nun auch direkt am neuen Standort in Hattingen Meditationen und andere spirituelle Übungen anbieten, die in einen solchen nüchternen Raum ohne ablenkende Bilder, aber mit viel Platz und einem belebend-beruhigenden Boden gehören. Auch das Angebot „Leben aus der Mitte – Zen-Kontemplation im Bistum Essen“ sowie das „Spiri*Team“, das Seelsorge für Seelsorgende anbietet, nutzen das Meditationszentrum.

Jeden Mittwochabend gibt es „Gebet in Stille“

Tag der Offenen Tür und Kursanmeldung

Am Sonntag, 5. Mai, lädt Team Exercitia zum Tag der Offenen Tür ins neue Meditationszentrum an der St.-Josef-Str. 2 in 45527 Hattingen-Welper ein. Zwischen 11 und 18 Uhr gibt es im 20-Minuten-Takt verschiedenste Schnupperangebote. Zur besseren Planung freut sich das Team über eine Anmeldung per E-Mail an: team.exercitia@bistum-essen.de

Zu den Oasentagen und allen anderen Kursen läuft die Anmeldung online über die Internetseite www.team-exercitia.de oder telefonisch: Tel: 02324 391970

Wer das neue Spirituelle Zentrum kennenlernen möchte, kann zum Beispiel an jedem Mittwochabend zum „Gebet in Stille“ vorbeikommen: Um 19 oder 19.30 Uhr gibt es dann je 25 Minuten Schweigen und Sitzen, auf dicken Kissen oder hölzernen Hockern, ganz nach Belieben – und zwischen den Gebetseinheiten einen kurzen Gang im Schweigen. „Das ist eine gute Möglichkeit, erste Erfahrungen mit einer solch‘ meditativen Form des Betens zu machen“, sagt Kleffner. Einen anderen Zugang bieten die regelmäßigen „Oasentage“, immer am zweiten Samstag des Monats von 9.30 bis 17 Uhr: Eine Einladung für alle, die zur Ruhe kommen möchten, und „eine Auszeit im Alltag“ suchen, erklärt Pia Laurich. Die Sozialpädagogin testet das neue Meditationszentrum zudem gerade mit einem Kurs für junge Erwachsene. Unter der Überschrift „Love Earth“ treffen sich neun 20- bis 35-Jährige, um sich auf spirituelle Weise mit dem Leben in der – vielfach bedrohten – Schöpfung auseinanderzusetzen. „Das Programm umfasst gemeinsames Kochen oder einen Film schauen ebenso wie Zeiten von Stille und Meditation“, erläutert Laurich, die bei den jungen Leuten „eine große Sehnsucht nach Tiefe“ wahrnimmt.

Überhaupt sieht das Team Exercitia – anders als in anderen kirchlichen Bereichen – seine Angebote nicht auf dem absteigenden Ast. „Spiritualität ist ein Wachstumsfeld“, betont Kleffner – nicht nur, aber eben auch in einer christlichen Umgebung, in der die Beziehung zu Jesus Christus eine wichtige Komponente ist. Deshalb ist er froh, mit einem breiten Angebot viele Zielgruppen ansprechen zu können: Von der kurzen Gebetseinheit am Mittwochabend bis hin zu einwöchigen Schweige-Kursen. Dabei finden längst nicht alle Kurse im neuen Meditationszentrum statt. Schon mangels Übernachtungsmöglichkeiten arbeitet Team Exercitia mit der nur wenige hundert Meter entfernten Willi-Michels-Bildungsstätte zusammen. Mögliche Vorbehalte der gewerkschaftsnahen Einrichtung gegenüber den Meditationskursen mit ihren Besinnungs- und Gebetseinheiten habe er nicht festgestellt, sagt Kleffner, ganz im Gegenteil: „Die Leute dort haben uns mit offenen Armen empfangen.“ Und so unterschiedlich die Angebote sind – inhaltlich sei man sich durchaus nahe: „Denen wie uns geht es um Persönlichkeitsentwicklung“, so Kleffner. Vorbehalte nimmt der Seelsorger im Übrigen auch bei seinen Teilnehmenden nicht wahr – die Angebote des Team Exercitia nutzten tiefgläubige Christinnen und Christen ebenso wie Menschen mit großen Zweifeln oder solche, die längst aus der Kirche ausgetreten seien. „Wir sind offen für alle“, sagt der Team-Chef und ergänzt: „Wir helfen bei der Suche nach Gott.“ Diese Suche fange meist nicht im fernen Himmel an, sondern eher mit und in einem selbst.

Stärkere Vernetzung der spirituellen Angebote im Bistum Essen

Geistliche Begleitung mit Einzelgesprächen

Neben Kursen und Gebetseinheiten ist die Geistliche Begleitung einzelner Menschen ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt für das Team Exercitia. „Das ist keine Therapie“, betont Schwester Beate Harst. Vielmehr gehe es um eine Reihe von Einzelgesprächen, in denen die verschiedensten Lebens- und Glaubensthemen zur Sprache kommen könnten, etwa in Krisen- und Umbruchzeiten oder vor großen Entscheidungen. Mehr als 50 qualifizierte Menschen stehen für diese Gespräche zur Verfügung, erreichbar über das Team Exercitia.

Nicht nur die Willi-Michels-Bildungsstätte ist ein Beispiel für die neue Vernetzung bestehender und neuer Orte mit spirituellen Angeboten im Bistum Essen. Eine Vernetzung, die deutlich stärker geworden ist, seit es das zentrale Angebot im Kardinal-Hengsbach-Haus nicht mehr gibt, ist sich das Team Exercitia einig. So ist Schwester Beate Harst von den Missionsärztlichen Schwestern die personifizierte Vernetzung zwischen dem Meditationszentrum in Hattingen-Welper und den kontemplativen Angeboten im Bottroper Haus der Schwestern. Pia Laurich hat am Osterwochenende mit 80 Menschen – davon die Hälfte Kinder – im Jugendhaus St. Altfrid in Essen-Kettwig spirituelle Kar- und Ostertage begangen. Zudem gebe es an vielen anderen Orten im Bistum spirituelle Angebote, die das Team Exercitia nun fördern und miteinander verbinden möchte – nicht zuletzt das digitale Angebot „Heaven Online“, das in der Advents- und Fastenzeit regelmäßige Impulse per E-Mail verschickt, die zuletzt über 5000 Menschen abonniert haben.

Weitere Vernetzung ist zudem in Hattingen-Welper angesagt: Zum Beispiel mit verschiedenen christlichen und kommunalen Einrichtungen, aber auch mit einer Frau aus dem Stadtteil, die sich mit einem Wohnzimmer-Restaurant selbstständig gemacht hat und nun das Catering im Meditationszentrum übernimmt.

Im neuen Meditationsraum ist vor allem die Ruhe erstaunlich: Auf der einen Straßenseite tobt der Verkehr, auf der anderen eine Kita – drinnen ist praktisch nichts zu hören. Das gilt dank dicker Türen und dem Vorraum mit dem Schuhregal auch für Geräusche aus dem Inneren des Hauses. „Letztens hat im Gemeindesaal die Theatergruppe geprobt, als wir hier meditiert haben“, berichtet Kleffner. Gehört hätten die Gruppen nichts voneinander – umso neugieriger hätten die Theaterleute dann aber nach der Probe doch mal im neuen Meditationsraum vorbeischauen wollen.

Leiter team exercitia

Dr. Klaus Kleffner

Thingstr. 41
45527 Hattingen

Referentin für Spiritualität und Exerzitien

Pia Laurich

Thingstraße 41
45527 Hattingen

02324/39197-10

0175-9929799

pia.laurich@bistum-essen.de

team exercitia

Referent team exercitia

Johannes Lieder

Thingstr. 41
45527 Hattingen

02324/39197-11

0175/9930317

johannes.lieder@bistum-essen.de

team exercitia

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen